
Kompass kalibrieren | Business-Kurs neu ausrichten

Geschichtswissen am Rande
Wenn ein Schiff in de kalten Jahreszeit pausiert, wird im Winterlager oft auch der Magnetkompass demontiert. Sobald das Schiff im Frühjahr wieder einsatzbereit ist, kehrt der Kompass an seinen Platz zurück – in die Nähe des Steuerrads.
Doch bevor es losgeht, braucht es ein Ritual: die Kalibrierung. Sie sorgt dafür, dass der Kompass nicht nur grob die Richtung anzeigt, sondern wirklich verlässlich arbeitet. Dazu steuert das Schiff einen speziellen Dalben an – das ist ein fest verankerter Pfahl im Wasser, der als Drehpunkt dient.
Um ihn kann das Schiff sich langsam im Kreis drehen, während mit einer Peilscheibe kontrolliert wird, wie stark der Kompass von der tatsächlichen Richtung abweicht. Diese Abweichung nennt sich Deviation – sie entsteht durch Metallteile oder Geräte an Bord, die das Magnetfeld beeinflussen.
Damit sich niemand auf ein Gefühl oder eine Schätzung verlässt, wird aus den Messungen eine Deviationstabelle erstellt. Sie dokumentiert, wie groß die Abweichung auf den verschiedenen Kursen ist und wird regelmäßig aktualisiert. Denn selbst kleine Änderungen an Bord können Einfluss auf die Messung haben. Und wer blind vertraut, läuft schnell Gefahr, neben dem gewünschten Kurs zu fahren und das Ziel zu verfehlen.

Business-Bezug
Im Business ist der Kompass das innere Steuerinstrument: unsere Werte, Ziele, Prioritäten. Auch sie weichen mit der Zeit vom Kurs ab. Nicht, weil wir unachtsam sind, sondern weil sich unsere Umgebung verändert: neue Projekte, neue Tools, neue Erwartungen.
Genau deshalb braucht es Momente, in denen wir innehalten und uns eine Umgebung für einen 360 Grad-Blick suchen, um unseren Kompass zu justieren. Das geht nicht nebenbei, sondern verlangt nach einem festen Rahmen. So wie das Schiff an den Dalben geht, braucht es auch im Business einen verlässlichen Ort oder ein klares Ritual für die Kalibrierung – sei es monatlich, vierteljährlich oder zum Jahreswechsel.
Was hilft:
- Sich bewusst rausziehen, statt mit Vollgas weiter
- Sich von äußeren Einflüssen freimachen
- Ein klares Bild davon schaffen, was jetzt relevant ist
Die eigene Deviationstabelle kann zum Beispiel in Form eines Journals oder regelmäßiger Reviews geführt werden:
- Was hat mich abgelenkt?
- Wobei bin ich meinem inneren Kompass gefolgt – und wann nicht?
So entsteht eine Navigationshilfe, die nicht von außen kommt, sondern aus der eigenen Erfahrung entsteht.

Aus eigener Erfahrung
Neulinge an Bord werden gerne auf den Kompassjustierschlüssel angesetzt – ein sagenumwobenes Werkzeug, das in keiner Bordwerkstatt existiert. Denn es braucht keinen Schlüssel, sondern kleine Magnete, mit denen man den Kompass feinjustiert. Die größte Abweichung kommt meist nicht vom Kompass selbst, sondern von dem, was ihn umgibt.
Das zeigt, wie auch im Business kleine Dinge eine große Wirkung haben können. Manchmal reicht es, ein störendes Element zu entfernen – oder bewusst ein Gegengewicht zu setzen –, damit sich der Kurs halten lässt. Und manchmal hilft ein Schmunzeln, falls man seinen eigenen Kompassjustierschlüssel sucht.
Neugierig auf mehr?
Hol dir die Business.Online.Magazine und den SmartBusiness.Letter mit Impulsen für dein smartes Business!


Schreibe einen Kommentar